Fettsucht, medizinisch als Adipositas bezeichnet, ist eine chronische Erkrankung, die durch eine übermäßige Ansammlung von Körperfett charakterisiert ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Adipositas als eine Krankheit, die das Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen erheblich steigert.
Die medizinische Klassifikation erfolgt anhand des Body-Mass-Index (BMI). Während Normalgewicht bei einem BMI von 18,5-24,9 kg/m² liegt, beginnt Übergewicht ab 25 kg/m². Adipositas wird in drei Schweregrade unterteilt:
In Deutschland sind etwa 25% der Erwachsenen von Adipositas betroffen, mit steigender Tendenz. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind weitreichend und umfassen ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkprobleme, Schlafapnoe und bestimmte Krebsarten. Darüber hinaus kann Adipositas die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und die Lebenserwartung verkürzen.
Die Entstehung von Adipositas ist ein komplexer Prozess, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Eine wichtige Rolle spielt die genetische Veranlagung, die das individuelle Risiko um 40-70% bestimmen kann. Gene beeinflussen den Stoffwechsel, das Hungergefühl und die Fettverteilung im Körper.
Entscheidend sind jedoch auch Lebensstilfaktoren. Eine kalorienreiche Ernährung mit vielen verarbeiteten Lebensmitteln, gepaart mit Bewegungsmangel, schafft ein Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch. Hormonelle Störungen wie Schilddrüsenunterfunktion oder das Cushing-Syndrom können ebenfalls zur Gewichtszunahme beitragen.
Bestimmte Medikamente, darunter Antidepressiva, Kortikosteroide und manche Diabetesmedikamente, können als Nebenwirkung eine Gewichtszunahme verursachen. Psychische Faktoren wie Stress, Depressionen oder emotionales Essen spielen eine bedeutende Rolle. Sozioökonomische Einflüsse, einschließlich Bildungsstand und Einkommen, beeinflussen den Zugang zu gesunder Ernährung und Bewegungsmöglichkeiten und tragen somit zur Entstehung von Adipositas bei.
Bei schwerer Adipositas können verschreibungspflichtige Medikamente eine wichtige Rolle in der Therapie spielen. Diese Arzneimittel werden nur bei bestimmten Voraussetzungen und unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt.
Orlistat (Xenical, Alli) blockiert die Fettaufnahme im Darm und reduziert dadurch die Kalorienaufnahme um etwa 30%. Das Medikament wird zu den Mahlzeiten eingenommen und zeigt seine Wirkung direkt im Verdauungstrakt.
Liraglutid (Saxenda) ist ein GLP-1-Rezeptoragonist, der als tägliche Injektion verabreicht wird. Es reguliert den Blutzucker und verstärkt das Sättigungsgefühl, was zu einer reduzierten Nahrungsaufnahme führt.
Naltrexon/Bupropion-Kombinationen wirken auf das zentrale Nervensystem und beeinflussen Hunger- und Sättigungszentren im Gehirn.
Die Verschreibung erfolgt bei einem BMI ab 30 kg/m² oder ab 27 kg/m² bei Begleiterkrankungen. Mögliche Nebenwirkungen umfassen Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit oder Kopfschmerzen. Die Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen ist begrenzt und erfolgt meist nur in Ausnahmefällen.
Rezeptfreie Präparate können eine sinnvolle Ergänzung zu Ernährungsumstellung und Bewegung darstellen. Diese Produkte unterstützen verschiedene Aspekte der Gewichtsreduktion auf natürliche Weise.
Ballaststoffpräparate sollten mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden und können das Völlegefühl verstärken. Protein-Shakes eignen sich als Ersatz für einzelne Mahlzeiten und unterstützen den Muskelerhalt während der Gewichtsabnahme.
Wichtig ist die realistische Einschätzung der Wirksamkeit: Nahrungsergänzungsmittel allein führen nicht zu dauerhaftem Gewichtsverlust. Sie können jedoch motivierend wirken und den Einstieg in eine Lebensstiländerung erleichtern. Bei ausbleibenden Erfolgen oder gesundheitlichen Problemen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Eine erfolgreiche Behandlung von Fettsucht erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der verschiedene Therapiemethoden miteinander kombiniert. Die Grundlage bildet eine strukturierte Ernährungsumstellung mit professioneller Diätberatung, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt wird.
Die Verhaltenstherapie spielt eine zentrale Rolle bei der nachhaltigen Gewichtsreduktion. Sie hilft dabei, ungünstige Essgewohnheiten zu identifizieren und durch gesündere Alternativen zu ersetzen. In schweren Fällen können chirurgische Optionen wie Magenband oder Magenbypass erwogen werden.
Apotheken übernehmen eine wichtige Betreuungsfunktion durch Beratung zu geeigneten Präparaten, Nahrungsergänzungsmitteln und Hilfsmitteln. Die langfristige Erfolgskontrolle erfolgt durch regelmäßige Gewichts- und Gesundheitschecks sowie die kontinuierliche Anpassung der Therapiestrategie.
Die Prävention von Fettsucht beginnt mit der Früherkennung von Gewichtsproblemen und Risikofaktoren. Regelmäßige Gesundheitschecks ermöglichen es, problematische Entwicklungen rechtzeitig zu identifizieren und präventive Maßnahmen einzuleiten.
Für Risikopatienten sind gezielte präventive Maßnahmen besonders wichtig. Dazu gehören Ernährungsschulungen, Bewegungsprogramme und die Aufklärung über gesunde Lebensgewohnheiten. Nach einer erfolgreichen Gewichtsabnahme steht die Rückfallvermeidung im Vordergrund.
Das soziale Umfeld spielt eine entscheidende Rolle bei der langfristigen Gewichtskontrolle. Familie und Freunde können durch Verständnis und aktive Unterstützung zum Erfolg beitragen. Moderne Technologien wie Smartphone-Apps und Fitness-Tracker helfen dabei, Fortschritte zu dokumentieren und die Motivation aufrechtzuerhalten.